Gespräch mit guatemaltekischen Menschenrechtsverteidiger:innen vom Menschenrechtsbüro des Erzbistums von Guatemala-Stadt (ODHAG) und der Fundación Tierra Nuestra, in spanischer Sprache.
Freitag, 10. November 2023, 17 Uhr
Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse 8 (Erdgeschoß)
Tausende Guatemaltek:innen feierten am Abend des 20. August auf den Straßen den klaren Sieg von Bernardo Arévalo in der Stichwahl um die künftige Präsidentschaft des Landes. Doch auf dem Weg zur planmäßigen Amtseinführung am 14. Jänner 2024 ist er seit seinem Wahlsieg mit zahlreichen politischen und juristischen Manövern der korrupten traditionellen Eliten, die ihre Wahlniederlage und den damit drohenden Machtverlust nicht hinnehmen wollen, konfrontiert. Sie gipfelten Ende September in der illegalen Beschlagnahme von 125.000 Wahldokumenten durch die Generalstaatsanwaltschaft, was für Arévalo einen schleichenden Putsch darstellte und die Interamerikanische Menschenrechtskommission als Diebstahl bezeichnete. Es war der Auslöser für eine der schwersten politischen Krisen seit dem Ende der Diktatur.
Ab Anfang Oktober haben sich, aufgerufen durch die anzestralen indigenen Autoritäten des Landes, Tausende im ganzen Land an wochenlangen Straßenblockaden und den seit Jahrzehnten größten Massenprotesten zur Verteidigung des demokratischen Übergangs beteiligt. Die Rufe der Rechten nach einer gewaltsamen Auflösung der Blockaden und Proteste werden dabei täglich lauter.
Auch wenn der Ausgang dieser entscheidenden Auseinandersetzung um die Zukunft des Landes ungewiss ist, lebt die Hoffnung auf einen neuen politischen Frühling in Guatemala, die Arévalo mit seiner Kampfansage an den „Pakt der Korrupten“ verkörpert. Der Arbeit der Menschenrechts-verteidiger:innen kommt bei der Verteidigung von Rechtsstaat und Demokratie eine zentrale Rolle zu. Doch die Versuche, sie einzuschüchtern, zu verfolgen, zu kriminalisieren oder sie ins Exil zu drängen halten praktisch unvermindert an.